Seit Gründung der Initiative von Ehe ohne Grenzen im Jahr 2007 waren Kinder mit dabei – Ehe ohne Grenzen fordert ein Recht auf beide Elternteile für Kinder.
Sie kamen mit ihren Müttern zu den Demos, die lange Zeit hindurch jeden Mittwoch vor dem Innenministerium stattfanden. Dadurch wurde uns allen auch schnell bewusst, dass sie von den Ausgrenzungsmaßnahmen nach dem Fremdenrecht betroffen sein werden.
Der politische Standardsatz, dass öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit nicht gefährdet werden dürfen, berücksichtigt in seinen konkreten Anwendungsfällen nicht das Kindeswohl. Wenn Elternteile abgeschoben und mit Aufenthalts- oder Rückkehrverboten belegt werden, dann muss von den durchführenden Behörden nicht berücksichtigt werden, wie das mitbetroffene Kinder aus der Bahn werfen kann, wenn sie mit nur einem Elternteil zurück bleiben – das Recht auf beide Elternteile wird diesen Kindern abgesprochen.
Die Mitglieder von Ehe ohne Grenzen betrachten Mehrsprachigkeit als Bildungschance. Die Bundesregierung verbindet Zuwanderung mit der Forderung nach „Deutsch vor Zuzug“ und fördert die Teilung von Schulklassen in deutschsprachige und in mehrsprachige Klassen. In Ausbildungsbereichen, in denen Kinder mehr als eine Sprache mitbringen in die öffentlich verwalteten Kinder- und Jugendbetreuungseinrichtungen, erkennen zahlreiche Politiker_nnen sofort Problemzonen für populistisch-nationalistische Maßnahmen – das ist eine Katastrophe und völlig verantwortungslose Bildungspolitik!
Dass Kinder, die nicht freiwillig mit nur einem Elternteil aufwachsen müssen, jeweils den fehlenden Elternteil als Vorbild beim Aufwachsen entbehren und in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden können, ist gut untersucht. Wenn dazu Angst um den fehlenden Elternteil kommt, der weit weg und möglicherweise in einer Gefahrensituation lebt, kann sich daraus eine Entwicklungsstörung bis hin zu einer Traumatisierung entwickeln.
Dass sich die Lebensbedingungen im Existenzkampf mit nur einem Elternteil auch dort, wo das Kind aktuell lebt, verschärfen können, ist die Wirklichkeit vieler Kinder in Österreich. Die Armutsgefährdung von Alleinerziehenden ist bekannt und statistisch belegt, Maßnahmen dagegen zum Schutz für die Kinder werden zögerlich angegangen, weil es doch aus politischer Sicht die „falschen“ treffen könnte.
Dort, wo es um geflüchtete Kinder geht, denen der Familiennachzug von Elternteilen verweigert wird durch Fremdenrechtsverschärfungen seit 2015, können wir nur von politischen Fehlentscheidungen berichten. Der Schutz des Kindeswohles ist zukunftsorientiert und öffnet viele Chancen, er ist jedenfalls über den Schutz von unsichtbaren und unmenschlichen Grenzen zu stellen.
In unserer Initiative ist Kontaktaufnahme möglich, wir beraten und vermitteln, wir bringen Leute zusammen und vernetzen mit hilfreichen Organisationen, wir bestärken betroffene Familien im Leben einer kulturellen Vielfalt. Gemeinsam schlagen wir uns durch mit unseren PartnerInnen und/oder Kindern durch den österreichischen Fremdenrechtsdschungel, geben unsere Erfahrungen gern persönlich weiter und bemühen uns um Information einer kritischen Öffentlichkeit über unseren Weg der kleinen Schritte zu einer umfassenden Anerkennung der Kinderrechte in Österreich.