„ES BRAUCHT EHE OHNE GRENZEN, weil binationale Ehen eine wunderbare Bereicherung sind und binationale Familien genauso ein Recht auf ein gemeinsames Leben haben sollen.„
„Im September 2018 begann mein freiwilliges Auslandsjahr in Malawi. Ich wusste vorher wenig über dieses Land im Südosten Afrikas.“
Nach wenigen Wochen fühlte ich mich jedoch bereits sehr wohl, da ich das Land und die Leute sehr mochte. An einem Dezembertag (Dezember ist hier ein sehr schöner, warmer Monat) begegnete ich einer jungen Frau. Wir kauften beide Süßigkeiten und kamen so ins Gespräch. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir merkten beide schnell, dass wir uns öfter sehen wollen und wir merkten, das ist mehr als bloß nur Freundschaft. In den nächsten Tagen und Wochen entwickelte sich unsere Beziehung weiter. Viele Gedanken gingen mir damals durch den Kopf und ich fragte mich: Kann das überhaupt langfristig funktionieren? Was werden meine Familie, Freunde, usw. dazu sagen?
Neben der ersten Verliebtheit merkten wir schnell, dass es in unserer noch sehr jungen Beziehung vieles an organisatorischen Fragen zu klaren gibt: Wo werden wir leben? Was haben wir dafür alles aus rechtlicher und finanzieller Sicht zu organisieren?
Wir kontaktieren andere binationale Paare und offizielle Stellen um Informationen einzuholen welche Möglichkeiten wir nun haben.
Von allen Seiten wurde uns gesagt, dass es früher leichter war. Für PartnerInnen von ÖsterreicherInnen war es früher einfacher nach Österreich zu kommen.
„Mittlerweile ist es erforderlich Deutschkenntnisse bereits bei der Antragsstellung für eine Daueraufenthaltsgenehmigung vorzuweisen. Ein anerkanntes Deutschzertifikat zu bekommen ist in Malawi unmöglich, die nächste anerkannte Stelle ist in Zimbabwe.“
Auch Malawi verschärfte die Regelungen für Ausländer, die länger hier leben wollen. Von 2019 auf 2020 wurden manche Gebühren (z.B. für Daueraufenthaltsgenehmigung usw.) teilweise auf das Doppelte erhöht (ohne wirkliche Begründung warum)! Außerdem gibt es in Malawi ein Gesetz welches Ehepartnerinnen von malawischen Männern erlaubt eine Daueraufenthaltsgenehmigung direkt nach der Ehe zu bekommen, während es für Ehepartner von malawischen Frauen (also in unserem Fall) nicht möglich ist.
Wir haben uns jedoch von all diesen negativen Neuigkeiten nicht abhalten lassen und haben weiter unsere gemeinsame Zukunft geplant.
Bereits während meines Auslandsjahres haben wir gemeinsam ein halbfertiges Haus gekauft und es fertig gestellt. Nach vielen Gesprächen und schlaflosen Nachten in denen wir die verschiedenen Möglichkeiten diskutiert haben beschloss ich schließlich, für eine längere Zeit nach Malawi zu ziehen.
Ich musste nach dem Ende meines freiwilligen Auslandsjahres nach Österreich zurückkehren, was für unsere Beziehung eine harte Probe war.
„Das erste Mal seit wir uns begegnet sind, waren wir für längere Zeit getrennt. Meine Frau hatte in dieser Zeit große Angst, dass ich nicht mehr zurückkommen werde, sehr vielen Frauen hier ist nämlich genau das passiert. Sie verlieben sich in jemand und diese verlassen dann Malawi ohne je zurückzukehren.“
Für mich war es sehr schmerzvoll sie nicht mehr zu sehen. Andererseits war es auch eine hilfreiche Erfahrung, weil ich in dieser Zeit gemerkt habe, wie sehr ich sie wirklich liebe. Die vielen positiven Kommentare von Familie und Freunden in Österreich haben mich außerdem sehr bestärkt.
Ich habe die Zeit in Österreich auch genutzt um viele Behördengange zu erledigen und organisatorische Fragen abzuklären (Visum, Versicherung, Fragen bezüglich Hochzeit, usw.). Eine Erfahrung die wir bisher gemacht haben ist, dass es allgemein hilfreich ist sich viel an Information zu besorgen, sich auszutauschen und rechtzeitig alle Dokumente zu besorgen.
Die Vorfreude auf ein Wiedersehen stieg auf beiden Seiten je näher der Zeitpunkt meiner Abreise nach Malawi kam. Und doch war ich in den letzten Tagen vor der Abreise auch etwas unruhig und nervös. Ich war vor meinem Volontariat im gesellschaftlichen Leben in meiner Heimat stark verankert (Musikverein, Jungschar, Gemeinderat, usw.) und für mich war schon der Abschied für ein Jahr schwer. Nun hieß es für mich Abschied nehmen auf ungewisse Zeit von vielem Vertrauten und in ein Land reisen mit kaum staatlicher Sozialversicherung, schlechter Versorgung (Strom, Wasser,..), usw. Allerdings auch in ein Land voller freundlicher Menschen und wunderbarer Natur. Und vor allem konnte ich endlich wieder bei meiner großen Liebe sein.
„Zwei Themen welche nun wieder und auch schon davor bemerkbar wurden und sich auch durch die ganze Beziehung ziehen sind kulturelle Unterschiede und Vorurteile. Ich habe dazu Erfahrungen sowohl in Österreich als auch in Malawi gemacht.“
Nachdem ich in Malawi angekommen war, begann ich mit der Jobsuche und zum Glück fand ich bald einen Job bei einem Tourismusunternehmen.
Am 20.November 2019 kam unsere Tochter Christina Naomi zur Welt und am 10.Janner 2020 haben wir geheiratet. Wir leben gemeinsam in unserem Haus gemeinsam mit unserer Tochter und dem Sohn meiner Frau aus einer früheren Beziehung. Für ihn sind wir gerade mitten in einem Adoptionsverfahren. Was wir hier in Malawi diesbezüglich erlebt waren wäre einen eigenen Artikel wert. Die Richterin verlangt bei Adoptionsverfahren zum Beispiel ein Testament wo das zu adoptierende Kind als Begünstigter aufscheint. In unserem Fall ist das kein Problem weil es der Sohn meiner Frau ist und er sowieso mit uns lebt. Für andere ist es jedoch eine große Hürde jemand in ein Testament zu schreiben obwohl man ja noch nicht weiß ob die Adoption genehmigt wird oder nicht.
„Ich benötigte außerdem eine malawische Strafregisterbescheinigung. Bei der malawischen Polizei wurde mir mitgeteilt, dass eine solche Bestätigung für MalawierInnen 5.000 Kwacha (ca. 6 Euro) kostet, aber für Nicht-MalawierInnen 200 Dollar!“
Als wir letztendlich alle Dokumente beisammen hatten teilte uns unser Anwalt mit, dass die Gerichte auf Grund des Corona-Virus momentan nur an dringenden Fallen arbeiten und Adoption gehört da nicht dazu.
Wir planen außerdem gerade einen Besuch nach Osterreich für Winter 2020. Auch hier wurde uns vom Visa-Center mitgeteilt, dass es derzeit auf Grund des Corona-Virus keine Termine gibt und es derzeit auch nicht möglich ist ein Besuchervisum für den Schengenraum zu bekommen. Dazu müssten wir nach Kenia oder Südafrika reisen, was wiederum auf Grund von Reisebeschränkungen noch nicht möglich ist.
Es braucht eine starke Liebe, Durchhaltevermögen und Optimismus um das alles was wir vorhatten bzw. vorhaben zu erreichen. Ein Bekannter, ebenfalls in einer binationalen Ehe, sagte mir einmal: “Love always finds a way!” und das ist für uns immer wieder ein Antrieb, wenn es manchmal schwer erscheint.
(Belness und Severin, im Juni 2020)
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